
Was ist Achtsamkeit?
Achtsamkeit ist von ihrem Ursprung her eine alte buddhistische Praxis und gewinnt heute in unserer schnelllebigen Zeit immer mehr an Bedeutung. Achtsamkeit ist eine gesammelte Aufmerksamkeit, ein waches Gewahrsein. Im Yoga nennen wir sie einspitzige Aufmerksamkeit
, die Buddhisten sprechen davon mit der Aufmerksamkeit auf der Nagelspitze verweilen
. Was aber die meisten in Achtsamkeit ungeübten Menschen kennen, ist der Affengeist, der unruhig von einem Ast zum anderen hüpft (von einem Gedanken zum anderen), unfähig auch nur irgendwo ruhig zu verweilen. Daran kann man erkennen, dass die Aufmerksamkeit noch nicht stark genug ist, um ruhig zu verweilen. In dieser Situation wird die Aufmerksamkeit, der Bewusstseinsfokus vom Verstand verwendet. Er führt ihn dorthin, wo er ihn haben möchte.
Es geht darum, dass wir unsere Aufmerksamkeit durch die Achtsamkeitspraxis so stärken, dass wir selbst die Entscheidung darüber haben, wohin sie geht. Auf welchen Gedanken springe ich auf, auf welchen nicht. Wir können unsere Aufmerksamkeit bewusst ausrichten und auf den gegenwärtigen Augenblick lenken.
In unserem Universum gibt es ein ganz wesentliches Prinzip, dass die Energie dorthin fließt, wo unsere Aufmerksamkeit ist. Das bedeutet, lenke ich meine Aufmerksamkeit zu meinem Körper, fließt die Energie in meinen Körper und zu meinem inneren Erleben, das Körperbewusstsein nimmt zu, Körper und Geist werden ruhig; ich erkenne immer mehr, wer ich in Wahrheit wirklich bin. Habe ich die Aufmerksamkeit mehr bei meinen Gedanken, fließt die Energie dorthin, die Gedanken vermehren sich, der Geist wird immer unruhiger. Es wird sich all das vermehren, wohin ich meine Aufmerksamkeit lenke. Blumen wachsen, wenn wir ihnen Aufmerksamkeit geben; Kinder gedeihen besser, wenn wir ihnen Aufmerksamkeit schenken. Aufmerksamkeit ist Liebe, eine heilsame Kraft. Achtsamkeit ist also eine Schlüsselkompetenz, die es im Alltag zu trainieren gilt.
Von Ali Hamed Almaas: Z.B. können wir damit anfangen, uns unsere Erfahrung anzuschauen:
Ich sitze hier und langweile mich
oder Ich fahre, um ein Restaurant zu finden und währenddessen bin ich hungrig und gereizt.
Und das ist die Wahrheit unserer Erfahrung und wenn die Wahrheit unser roter Faden ist, erfahren wir etwas darüber, wer wir wirklich sind in unserer wahren Natur.
Achtsamkeit ist absichtslos, ich tue nichts, ich beobachte nur, wie es von sich aus passiert. Achtsamkeit bewertet nicht, beurteilt nicht, vergleicht nicht. Achtsamkeit hat die Qualität des Anfängergeistes
: Jeder Augenblick ist bewusst, frisch und neu; keine Wiederholung. Jeder Augenblick wird wertgeschätzt so wie er ist. Achtsamkeit ist akzeptierend und geduldig: Es geht um Zulassen, Seinlassen, Loslassen, viel weniger um Kontrolle, Verändern oder um Perfektion. Achtsamkeit schult den Geist in der Konzentration, so dass wir im gegenwärtigen Augenblick verweilen können und damit sind wir unserer Erfahrung im Hier und Jetzt bewusst. Achtsamkeit entwickelt die Fähigkeit der Großzügigkeit, des Mitgefühls, des Loslassens, der Entspannung und des Vertrauens in diesen Augenblick.
Während meiner Ausbildung zur MBSR-Lehrerin hat sich das Verständnis von Achtsamkeit vertieft und es vertieft sich immer weiter. Unter MBSR versteht man Mindfulness Based Stress Reduction — Stressbewältigung durch Achtsamkeit nach Prof. Dr. John Kabat-Zinn.